Arabische Kalligrafien

 

 

In Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris lebten schon vor dem 4. Jahrtausend v.Chr. die Sumerer. Dieses Volk entwickelte sich unter harten klimatischen Bedingungen in einer an sich fruchtbaren Ebene.

 

Die Sumerer und ihre semitischen Nachfolger waren eher logisch-wissenschaftlicher Denkart, was besonders von dem Hintergrund ihrer Schriftkultur deutlich spürbar wird. Um 2700 v. Chr. wurde die Schreibtechnik bei den Sumerern revolutioniert. Jahrhunderte lang hatte man in den sumerischen Stadtstaaten in einer archaischen Schriftart mit stilisierten piktographischen Zeichen geschrieben. Diese älteste Schriftart in

 

 

Mesopotamien hatte äußerlich noch wenig mit der ab etwa 1700 v.Chr. verwendeten Keilschrift zu tun. Als man anfing, längere Texte aufzuzeichnen, stellte man bald fest, dass die ältere Art zu schreiben sehr umständlich war. Es fand eine echte Revolution statt. Der spitze Griffel, der beim Schreiben eines jeden Zeichens Ton aus dem Schreibgrund kratzte, wurde aufgegeben und ein Schreibwerkzeug mit stumpfem Ende eingeführt, mit dem stumpfe Keile in den weichen Schreibträger, die Tontafel, gedrückt werden. Die älteren Formen der piktographischen Zeichen wandeln sich in Keilkonfigurationen, nach denen der neue Schrifttyp seinen Namen erhielt: die Keilschrift.

Noch vor wenigen Jahrzehnten glauben viele Schriftforscher, die Schreibtechnik sei zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort „erfunden“ worden, and dann habe sich die Kunst des Schreibens vom Ursprungsort (nach der damaligen Annahme Uruk in Mesopotamien) in alle Welt verbreitet. Diese These von der Monogenese der Schrift geistert bis heute noch in manchen Darstellungen herum, aber sie ist von der Mehrheit der Forscher längst aufgegeben worden.

Es gibt Kulturen mit langer Tradition, wo sich Schreiben zu einer Kunstform entwickelt hat. In einer Welt wie der arabisch-islamischen mit ihrem Verbot, lebende Wesen direkt abzubilden, werden Schriftzeichen zum Instrument der bildenden Kunst und zum visuellen Mittel für die Produktion von Pseudobildern. Die arabische Kalligraphie ist die Zeichenkunst mit Tusche und Pinsel; Ziel ist die Produktion eines ästhetisch perfekten Schriftzeichens. Im Islam ist die kalligraphische Ästhetik eine selbstverständliche Komponente der traditionellen Schriftkultur und ihres kulturellen Gedächtnisses.

In meinen Gemälden verwende ich arabische Schriftzeichen mit schwarzer und grauer Farbe auf weißem Papier. Dabei handelt es sich nicht um fertige Texte sondern um Kompositionen von Wortfragmenten, denen mystische Bedeutung zugeschrieben wird.

Iman Mahmud