Mauerbilder
Meine „Mauerbilder“ sind Ausdruck des ständigen Wandels, so wie Stück Mauer, eine alte Wand, die Geschichte erzählt und dauernder Erneuerung unterworfen ist. Wenn ich die Wand berühre, bin ich auf magische Weise verbunden mit dem Geschehen in vergangener Zeit und mit den Menschen, die dort ihre Spuren hinterlassen haben.
Als Mauerbilder bezeichne ich die Inschriften auf den Wänden und alten Mauern.
Die alte Mauer ist für mich Ausdruck von Werden und Vergehen, von Tod und Wiedergeburt, Zerstörung und Wiederaufbau, Krieg und Frieden. Wenn die Wand wieder und wieder übermalt wird, ist sie
Schicht für Schicht Dokument der Vergangenheit. In einer verwitterten Wand treten alle dieser Schichten zu Tage und offenbaren damit ihre Geschichte.
In Bagdad begeisterte ich mich Anfang der neunziger Jahre für die Inschriften auf den Wänden, und ich kam auf die Idee, in meinen Bildern auch Schriftzeichen zu verwenden. Als Material für meine Collagen verwende ich Papier, bemalt mit Tempera oder Acryl, Tusche, Bleistift, auf Karton oder auf Holz, manchmal strukturiert mit Gips.
In vielen meiner Bilder verarbeite ich arabische Schriftzeichen und Zahlenfolgen. Das hat seinen Ursprung in alten Tempelinschriften, in denen ebenfalls Zahlen vorkommen, die verschlüsselte Texte darstellen. Die Verschlüsselung hatte magische Bedeutung. Kaum jemand konnte dieses Geheimnis entschlüsseln. Die kalligraphischen Elemente ähneln alten babylonischen oder ägyptischen Tempelinschriften. Ich interessiere mich besonders für das Verhältnis zwischen den Buchstaben und spüre eine magische Kraft, die von bestimmten Zeichen ausgeht. Das Entziffern ist in meinen Arbeiten verbunden mit dem Gehen, mit der Bewegung des Betrachters.
Die Schriftzeichen enthalten keine Botschaften im eigentlichen Sinn. Die Beschäftigung mit der Schrift und den Zahlen hat für mich jedoch große Bedeutung, hat Einfluss auf mein Lebensgefühl und meine Auffassungen vom Leben